Eine neue Hegel-Lektüre?

Zur Zeit zieht die Rede von einer „neuen Hegel-Lektüre“ und einer „Hegel-Renaissance“ sehr viel Aufmerksamkeit auf sich:

So habe die französische postmoderne Philosophie in den letzten Jahrzehnten Hegel aufs Schärfste bekämpft. In der akademischen Welt habe es darum sogar einen regelrechten Bann über dem Hegelianismus gegeben, lange Zeit sei es deshalb nicht möglich gewesen, sich im Zuge akademischer Karrieren mit ihm auseinanderzusetzen.

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Hegel, der klandestine Aktivist

Am Vorabend des Mai 1968 veröffentlicht der französische Hegel-Forscher und Marxist Jacques d’Hondt dieses faszinierende kleine Stück „Hegel clandestin„. Es zerstört den Mythos von Hegel als „preußischem Staatsphilosoph“ und enthüllt einen militanten Hegel, eine Art linksradikaler Autonomer.

Ein Hegel, der in zahlreichen Kontakten mit radikalen Aktivisten stand, ständig von der Polizei überwacht wurde und das Prestige seines Amts benutzte, um „Genossen“ in ihren Gerichtsprozessen zu unterstützen. Am bewegendsten ist es, wenn d’Hondt erzählt, wie Hegel eines Nachts Hegel mit seinen Studenten auf einem Boot – klandestin im Schutz der Dunkelheit – zum Gefängnis fährt, um Kontakt mit einem inhaftierten Aktivisten aufzunehmen.

Emanuel Kapfinger arbeitet in der BNF (Bibliothèque National de France), Foto von Marc Dahan

In der Bibliothèque nationale de France

Für ein halbes Jahr in Paris, nun wieder in Berlin. Herzlichen Dank an Marc Dahan für dieses schöne Erinnerungsbild geschossen – ich, arbeitend in der BnF, Bibliothèque nationale de France… forschend über Félix Guattari, französischen Hegelianismus, Walter Benjamin (der vor langen Jahrzehnten auch dort in der BnF saß). Es war eine aufregende, intensive, auch stressige (c’est Paris), aber auch schöne, unglaublich erkenntnisreiche Zeit.

Reichtumsproduktion, psychische Energie und Kulturkritik

Ideologie- und Kulturkritik kann nicht darin bestehen, lediglich entfremdete Formen zu kritisieren, wie dies bei den heute üblichen Theorien der Fall ist (etwa Althussers Ideologietheorie oder Lukács‘ Verdinglichungskritik). Man muss vielmehr aufzeigen, dass in diesen entfremdeten Formen eine materielle Substanz in einer entfremdeten, abstrakten Form zirkuliert und uns beherrscht: Wie man dies nun auch nennt, psychische Produktion, psychische Energie, kultureller Reichtum, innere seelische Kraft.

Erst das kann eine wirklich materialistische Kulturkritik begründen, im Gegensatz zu einer letztlich idealistischen wie eben von Althusser oder Lukács.

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Marx‘ Kritik der Philosophie in den „Pariser Manuskripten“

Es war eine Unmenge Arbeit, und jetzt bin ich ein bisschen stolz, dass endlich mein Aufsatz heraus ist:

Marx‘ Kritik der Philosophie in den „Pariser Manuskripten“

An dem Projekt habe ich seit meinem ersten Theorie-Vortrag im Jahr 2008 immer wieder gearbeitet und jetzt bin ich an dem Punkt zu sagen, ich habe den Text von Marx geknackt. Der Aufsatz ist erschienen im Sammelband „Auf den Schultern von Marx“, der hier heruntergeladen werden kann: https://www.rosalux.de/publikation/id/43589.

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Workshop „Subjekt & Gesellschaft. Autonomie & Unterwerfung“

Sa, 13-04-19 13-18 Uhr Marchstr. 23 TU Berlin

Martin Fries: Subjekttheorie: Warum ist das wichtig und worüber streiten sich die Leute?

Sonja Witte: Fehltritte – Zum Unbewussten zwischen Subjekt und Gesellschaft

Emanuel Kapfinger: „Werden, was man ist“ und „Kampf um Anerkennung“. Eine materialistische Ausbeutung von Hegels Subjekttheorie

Sahra Dornick: Das Postsouveräne als Deutungsrahmen und Denkfigur

Der Workshop steht allen Interessierten offen. Es wird einen Reader zur Vorbereitung geben. Um Anmeldung wird gebeten: subjekt-autonomie@riseup.net