nd-Artikel zum Rechtsruck und der fehlenden Klassenpolitik der Linken

Ich habe einen Artikel für das nd (29.09.2023) geschrieben, in dem ich die derzeit verbreitete Erklärung des Rechtsrucks kritisiere, derzufolge die fehlende Klassenpolitik die Ursache sei.

Ich zeige, wie substanzlos diese Erklärung ist, stelle eine eigene Erklärung dagegen und skizziere einen sozialistischen Antifaschismus, der der radikalen Rechten effektiv etwas entgegensetzen könnte. Der setzt aber nicht auf Klassenpolitik, sondern auf Kulturrevolution in Orientierung an 1917 und 1968 (ohne dabei die Klassenpolitik auszuschließen).

Reichtumsproduktion, psychische Energie und Kulturkritik

Ideologie- und Kulturkritik kann nicht darin bestehen, lediglich entfremdete Formen zu kritisieren, wie dies bei den heute üblichen Theorien der Fall ist (etwa Althussers Ideologietheorie oder Lukács‘ Verdinglichungskritik). Man muss vielmehr aufzeigen, dass in diesen entfremdeten Formen eine materielle Substanz in einer entfremdeten, abstrakten Form zirkuliert und uns beherrscht: Wie man dies nun auch nennt, psychische Produktion, psychische Energie, kultureller Reichtum, innere seelische Kraft.

Erst das kann eine wirklich materialistische Kulturkritik begründen, im Gegensatz zu einer letztlich idealistischen wie eben von Althusser oder Lukács.

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Skizze einer kulturkritischen marxistischen Lektüre des Anti-Ödipus

Ich versuche hier eine kulturkritische marxistische Lektüre des Anti-Ödipus auszuarbeiten. Zusammengefasst kann man sehr viel von der Kulturkritik des Anti-Ödipus lernen und sich von ihren antiautoritären Emanzipationsideen inspirieren lassen, muss sich dafür aber mit ziemlich grundlegenden Problemen auseinandersetzen, aufgrund derer der Anti-Ödipus praktisch – obwohl er in seinem Selbstverständnis marxistisch und revolutionär ist – bloß auf beschränkte Emanzipationen in finanziell abgesicherten kulturellen Nischen hinausläuft.

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Wilhelm Reich

Wilhelm Reich hat ein eigentümliches Schicksal. Er ist eigentlich unbekannt geworden. Über seine Theorie gibt es Kenntnis fast nur noch aus zweiter Hand, seine Texte werden nicht mehr gelesen, sie sind in Buchform nur ganz schwer zugänglich, es gibt keine Werkausgabe. Wissen über ihn beschränkt sich meistens darauf, dass er „verrückt geworden ist“ und eine esoterische Theorie einer Körperenergie namens Orgon vertreten hat, die mit dem Orgasmus zusammenhängen soll. Genau diesen Reich ergibt auch eine Internet-Recherche.

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Warum Benjamin heute für uns wichtig ist. Fünf Thesen

Gerade komme ich von einer intensiven Woche voller Inhalt und Diskussionen rund um Walter Benjamin, beim großartigen Kantine-Festival in Chemnitz. Ich habe jetzt im Nachgang fünf Thesen entwickelt, welche Aspekte Benjamins wir mit welchen Fragestellungen aus Perspektive einer zeitgemäßen marxistischen Theorie rezipieren können. Dazu also fünf Thesen, in denen ich teilweise etwas vorläufig versuche, den Zugang zu Benjamin zu umreißen.

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Zur kulturtheoretischen Betrachtung des Faschismus

Ein Zugang zum Faschismus, der das Problem individualpsychologisch zu fassen versucht, muss scheitern. Faschismus kann zwar nicht „objektiv-materiell“, d. h. als ein bestimmtes polit-ökonomisches Verhältnis gefasst werden (ökonomische Krise, Interessen des Monopolkapitals, racket-Kriminelle am Staatsapparat, Diktatur als Unterdrückung von Elendsrevolten usw.), sondern gerade nur durch die psychologische und ideologische Affirmation der Unterdrückung. Insofern ist der Zugriff des Freudomarxismus auf den Faschismus total richtig, also der These von Wilhelm Reich, Erich Fromm & Co., dass der Faschismus eine psychologische Dynamik darstellt.

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Gegen Individualpsychologie, für Kulturtheorie

Es scheint mir in der kritischen Theorie des bürgerlichen Subjekts recht durchweg eine Verkürzung der Betrachtung auf das Subjekt als Individuum zu geben, im Gegensatz zu der eigentlich nötigen Betrachtung des Subjekts innerhalb der bürgerlichen Kultur (als Teil dieser Kultur, als konstituiert durch diese Kultur und als diese Kultur konstituierend).

Mit der kritischen Theorie des bürgerlichen Subjekts meine ich etwa die Sozialpsychologie des Antisemitismus oder die Theorie der ideologischen Unterwerfung/Zustimmung zum Kapitalismus.

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Ich möchte endlich versuchen,

einen anderen Alltag und eine andere Lebensorientierung zu entwickeln. Wir reden immer nur darüber und nennen es „Strategiedebatte“, aber was dann tatsächlich aufgebaut wird, hat nur den Aspekt eines „Aufbaus von Gegenmacht“ und soll „Macht von unten“ in Konflikte führen.

Nirgends wird eine andere Lebensweise, andere Kultur, andere Beziehungen ins Zentrum gestellt, die nicht immer ängstlich auf den eigenen Besitz, auf den eigenen Spaß oder Selbstverwirklichungsgewinn, die eigene investierte Arbeitszeit äugt.

So kommt es mir vor.

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