Hegel war von 1816 bis 1818 Professor in Heidelberg. Dort setzten Hegels Schüler in der Heidelberger Allgemeinen Burschenschaft die Aufnahme jüdischer Studenten durch. Es war damals die einzige Burschenschaft in ganz Deutschland, in der Juden Mitglieder werden konnten. Diese Entscheidung war durch Hegels Rechtsphilosophie beeinflusst, in der er explizit für die rechtliche Gleichstellung der Juden eintrat, eine damals bemerkenswerte Positionierung. In seinen Grundlinien der Philosophie des Rechts hält Hegel programmatisch fest: „Der Mensch gilt so, weil er Mensch ist, nicht weil er Jude, Katholik, Protestant, Deutscher, Italiener usf. ist.“ (Dieses Buch erschien erst 1820, allerdings hielt Hegel im Wintersemester 1817/18 in Heidelberg eine Vorlesung über Rechtsphilosophie.)
WeiterlesenSchlagwort: Anti-/Faschismus
Seminar über Kritische Theorie an der Uni Frankfurt
Im Sommersemester übernehme ich den Lehrauftrag für Kritische Theorie am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt. Thema des Seminars: „Faschismustheorie der Kritischen Theorie„.
Seminarbeschreibung:
Was tun gegen die radikale Rechte?
Um dem Rechtsruck Einhalt zu bieten und der drohenden Gefahr einer Faschisierung zu begegnen, genügt es nicht, für Demokratie und Menschenrechte Flagge zu zeigen und die politischen Organisationen der radikalen Rechten (AfD etc.) unter Repression zu stellen.
Sondern man muss an die Ursachen des Rechtsrucks ran: Das aufheben, woraus er entsteht.
Kritische Theorie der extremen Rechten
Soeben ist der Open-Access-Sammelband Kritische Theorie der extremen Rechten. Analysen im Anschluss an Adorno, Horkheimer und Co im transcript Verlag erschienen, herausgegeben von Leo Roepert. Mein Beitrag heißt „Die Gegenwart des faschistischen Subjekts. Autoritarismus – Pseudosozialismus – Eliminatorischer Faschismus“. Darin beziehe die in meinem Buch Die Faschisierung des Subjekts erarbeitete Theorie systematisch auf die Gegenwart der radikalen Rechten (AfD, Björn Höcke, NSU, usw.). Mein Beitrag kann direkt hier im PDF gelesen werden.
Zur Kritik des linken Faschismusbegriffs
Soeben ist der neue Widerspruch erschienen, darin mein Artikel „Jenseits des Autoritarismus. Zur Kritik des linken Faschismusbegriffs“. Er wendet sich gegen den pauschalen und undifferenzierten Faschismusbegriff der heutigen Linken, der alles „Rechte“ einfach als faschistisch verurteilt.
nd-Artikel zum Rechtsruck und der fehlenden Klassenpolitik der Linken
Ich habe einen Artikel für das nd (29.09.2023) geschrieben, in dem ich die derzeit verbreitete Erklärung des Rechtsrucks kritisiere, derzufolge die fehlende Klassenpolitik die Ursache sei.
Ich zeige, wie substanzlos diese Erklärung ist, stelle eine eigene Erklärung dagegen und skizziere einen sozialistischen Antifaschismus, der der radikalen Rechten effektiv etwas entgegensetzen könnte. Der setzt aber nicht auf Klassenpolitik, sondern auf Kulturrevolution in Orientierung an 1917 und 1968 (ohne dabei die Klassenpolitik auszuschließen).
Wilhelm Heitmeyers „Signaturen der Bedrohung“: Eine dialektische Theorie der radikalen Rechten
Wilhelm Heitmeyer legt mit den zwei Bänden der Signaturen der Bedrohung[1] eine umfassende Theorie der gegenwärtigen radikalen Rechten vor. Es handelt sich dabei um eine kritisch-dialektische Theorie, weil sie die verschiedenen Aspekte und Ursachen der radikalen Rechten so miteinander in Beziehung setzt, dass sie anhand der Interdependenzen und Interaktionen dieser Aspekte und Ursachen die radikale Rechte in ihrer komplexen Gesamtheit darzustellen vermag.
Verkürzte Kritiken der radikalen Rechten
In der derzeitigen öffentlichen Debatte über die radikale Rechte stehen sich zwei Diskurse diametral gegenüber, ein Diskurs von linken Antifaschist:innen und ein Diskurs der bürgerlichen Mitte.
Kritik der Erklärung des Rechtsrucks durch fehlende Klassenpolitik
Seit der Übersetzung von Didier Eribons Buch Rückkehr nach Reims (2016) ist in der deutschen Debatte über die radikale Rechten eine extrem problematische Erklärung des Aufstiegs der radikalen Rechten verbreitet, die dessen Ursache in der fehlenden Klassenpolitik der Linken sehen, welche sich nur mehr um Identitätspolitik kümmere. Das wird vor allem von politischen Akteur:innen vertreten, unter anderem vom Wagenknecht-Flügel der Linkspartei, sowie von trotzkistischen, marxistisch-leninistischen und neoleninistischen Gruppen – also insgesamt von „orthodox“ geprägten Strömungen der Linken.[1]
Allianzen von Autoritarismus und Faschismus
Den Erfolg und die Schlagkraft der radikalen Rechten kann man nur adäquat einschätzen, wenn man ihre teilweise sehr distinkten Strömungen in ihren spezifischen Verhältnissen analysiert. Das gilt sowohl für die historische radikale Rechte in den verschiedenen Ländern als auch heutzutage.
Das Gesamtphänomen der radikalen Rechten in ihren Erfolgschancen und der von ihr entwickelten Wucht wird nicht dadurch verständlich, dass man die radikale Rechte als monolithischen Block, etwa als „die Nazis“ und „die Faschos“ begreift, sondern erst durch die spezifischen, unterschiedlichen Formen ihres Zusammenarbeitens und ihrer wechselseitigen Instrumentalisierung.
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